Gütersloh. (nw). Der Bachchor Gütersloh hinterließ mit einem anspruchsvollen A-cappella-Programm einen exzellenten Eindruck.
Kurz vor seiner anstehenden Israelreise nach Bethlehem und Jerusalem ließ der Bachchor Gütersloh es sich nicht nehmen, seine Zuhörerinnen und Zuhörer in der Martin-Luther-Kirche auf eine ganz andere Reise einzuladen: Es ging durch nicht weniger als drei Jahrhunderte musikalischer Psalmenvertonungen. „Cor Mundum“, das reine Herz, war die Leitidee dieses gesanglichen Vortrags mit Werken vom Frühbarock bis in die Moderne.
Punkt 18 Uhr verstummte der Lärm des geschäftigen Treibens auf dem Berliner Platz, und der Bachchor unter der Leitung von Sigmund Bothmann hob an zum ältesten Stück des Psalmenkonzerts, dem 1615 entstandenen „Cantate Domino“, ein prachtvolles, festlich klingendes Werk des Frühbarocks von Claudio Monteverdi. Ebenfalls etwas getragener, mit schönen Passagen für alle Stimmregister kamen „Herr, auf Dich traue ich“ sowie „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ aus der „Geistlichen Chormusik 1648“ von Heinrich Schütz daher. Der erste barocke Block wurde mit dem 1708 entstandenen „Exultate deo“ von Alessandro Scarlatti klangschön abgeschlossen.
„Cor mundum“ von György Orbán entführte die Zuhörerschaft unvermittelt in die Moderne, ein Chorstück, das nach ruhigem Anfang sich zunehmend lebhafter entwickelt. Für den folgenden Vortrag aus dem Barock, „Das ist meine Freude“ von Johann Ludwig Bach, einem Zeitgenossen und fernen Verwandten des großen Johann Sebastian, ließ Sigmund Bothmann je zwei Stimmen jedes Registers nach vorne treten, was die Wirkung des klangschönen, lebhaften Werkes auch visuell zutage treten ließ: Solisten und Chor quasi im munteren Wechselgesang. Das doppelchörige „Herr, wenn ich Dich nun habe“ aus den „Musikalischen Exequien“ von Heinrich Schütz schloss den barocken Anteil des Chorkonzerts getragen und würdevoll ab.
Nach zwei Werken der Romantik, Mendelssohns „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“ und Albert Beckers „Ich hebe meine Augen auf“ wurden die Klänge etwas experimenteller: Francis Poulencs lebhaftes „Exultate deo“ forderte die hohen Stimmlagen aller Register und ging verspielt mit der Tonalität um mit einer überraschenden Pause inmitten des Stücks und einem offen klingenden Schluss. Ebenso in etwas moderneren Klangsphären bewegte sich Alexandre Tansmans „Psalm 131“, nicht ganz so gewagt wie Poulencs Harmonien, aber auch spannend anzuhören. Der offizielle Teil des Programms mündete in Knut Nystedts „I will praise thee, o Lord“.
Zwei Zugaben waren der Lohn des ausgiebigen Applauses, beide aus dem Bereich der Romantik: das achtstimmige „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, eine Motette, die ihren Weg in das „Elias“-Oratorium gefunden hat, und Joseph Rheinbergers „Abendlied“ (Bleib bei uns, denn es will Abend werden), eine der populärsten Kompositionen des Meisters, vom Chor wundervoll getragen interpretiert.
Einmal mehr hinterließen die ausgesprochen gelungene Balance der einzelnen Chorregister des Bachchores sowie das lebhafte, aber sehr präzise Dirigat von Sigmund Bothmann einen starken Eindruck. Das dürfte auch im Heiligen Land seine Wirkung nicht verfehlen.