Gütersloh (nw).
Vier Gesangssolisten, das Barock-Orchester „l’arte del mondo“ sowie der Bachchor präsentieren drei Kantaten des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach.
Edwin Rekate
Gütersloh. „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage!“ – Das traditionelle Weihnachtskonzert in der neugotischen Martin-Luther-Kirche besitzt längst Kultstatus und versetzt so manchen Besucher augenblicklich in Weihnachtsstimmung. Rund 60 virtuose Stimmen und Musiker interpretierten am Abend des 2. Advents die Kantaten I bis III des epochalen Weihnachtsoratoriums (BWV 248), das einst 1734 in Leipzig uraufgeführt worden ist.
Nun schallten die Kantaten, deren neutestamentarisch zitierten Bilder und Emotionen die Weihnachtszeit perfekt erleuchten, durchs vollbesetzte Kirchenschiff. Lyrisch kontemplativ eröffnete das Barock-Orchester „l’arte del mondo“, das mit höchster Vollendung die historische Aufführungspraxis praktiziert und ausschließlich auf uralten Instrumenten musiziert, die wohlklingenden Töne des wohl meist aufgeführten Klassik-Werks der Advents- und Weihnachtszeit.
Unter dem Dirigat des künstlerischen Leiters Werner Ehrhardt glänzt das Ensemble und gestaltet in Fusion mit dem voluminös und dynamisch sicher agierenden Gütersloher Bachchor ein authentisch klingendes Konzerterlebnis. Der Kammerton a wird dabei um 25 Hertz nach unten, d.h. von 440 auf 415 Hertz gestimmt, um die Strahlkraft der sogenannten „Alten Musik“ aus vergangenen Epochen zu reanimieren.
Dazu gesellt sich ein erstklassiges Quartett, in dem eine Solistin und drei Solisten ihre Stimmen virtuos erheben. Der deutsch-britische Tenor Kieran Carrel, ein Spross des hiesigen Knabenchors, debütierte im Sommer bei den Bregenzer Festspielen und schlüpft jetzt beim Weihnachtsoratorium in die Rolle des Evangelisten. Er präsentiert seine geschulte Stimme, mit der er technisch perfekt allen Tönen Ausdruck verleiht.
Bei den folgenden Rezitativen übernimmt der koreanische Countertenor Jongbeom Kwon den Altus und verziert mit tollem Vibrato seine hohe Ausdeutung. Noch höhere Brillanz generiert die Sopranistin Johanna Kaldewei, die mit ihrem natürlichen Timbre engelsgleiche Wärme aussendet. Die kraftvoll oszillierenden, tiefen Tonlagen deutet der Master-Bassist Clemens Joswig aus, der sein Studium 2019 am Mozarteum in Salzburg abschloss.
Eine hervorragende Einzelleistung erbringt auch Konzertmeisterin Andrea Keller, die in der dritten Kantate ein himmlisches Geigensolo offeriert. Überhaupt, der gesamte Klangkörper besticht durch präzise Synchronität und verleiht dem Bachschen Oratorium obendrein ganz frische Stimmen, die mit stehendem Applaus überschüttet worden sind. Als Zugabe stimmte der Chor unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Sigmund Bothmann das populäre Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ an.
Die wohlklingende Botschaft zum Fest der Feste, die in dieser Besetzung in Gütersloh Premiere feierte, wird zum 3. Advent in die Welt hinausgetragen. Dann wird der Gütersloher Bachchor am 16. und 17. Dezember zusammen mit dem Ensemble „l’arte del mondo“ in der Dresdener Frauenkirche auftreten.